Erinnerungskrieg? Vom Rekurs auf den Nationalsozialismus
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In der jüngeren Vergangenheit erleben wir in vielen verschiedenen Bereichen, dass die Geschichte herangezogen wird, um politisches Handeln zu rechtfertigen oder gegenwärtige Entwicklungen zu erklären. Die Situation rund um Corona wird von Maßnahmen-GegnerInnen und Corona-LeugnerInnen mit der Verfolgung von Jüdinnen und Juden im vergangenen Jahrhundert verglichen; rechtsextreme Gruppierungen tragen den Davidsstern durch die Straßen Europas. Nun marschierte Russland in der Ukraine ein. Unter dem Vorwand, das Land ‚denazifizieren‘ zu müssen, wurden 44 Millionen Menschen zu Vogelfreien. Mit der Bezeichnung der ukrainischen Regierung als einem Verband von Neo-Nazis bettet der Chef des russischen Regimes das aktuelle Geschehen in ein allseits emotional verständliches Narrativ. Wenngleich kein Zweifel daran bestehen kann, dass der Rekurs Putins auf die Vorgänge im Nationalsozialismus illegitim ist, bleibt die Frage offen, wie sehr sich Politiken der Gegenwart mit dem Verweis auf Vergangenes legitimieren und plausibilisieren lassen; speist sich doch auch das Friedensprojekt Europa aus den Erfahrungen der beiden Weltkriege.
Haben wir es in Wahrheit mit einem „Erinnerungskrieg“ zu tun, wie der streitbare Dokumentarfilmer und „Putinist“ Hubert Seipel kürzlich konstatierte? Wie stark wirkt die Bewertung historischer Ereignisse in das Selbstverständnis von Gesellschaften hinein? Und wo endet die Möglichkeit des Vergleichens – mit vergangenen Kriegen, politischen Akteurinnen und Akteuren, der Shoah? Kann es denn je ein historisches Ereignis geben, das sich mit der Shoah vergleichen ließe? Oder hat sich der französische Philosoph Michel Foucault geirrt, als er meinte, die Geschichte wiederhole sich nicht?
Kooperationspartner
Mobile Beratung für Rechtsextremismus und KEBMitwirkende
Referenten: Jan Nowak, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern
Dr. Annette Seidel-Arpaci, Leiterin der Recherche-u. Informationsstelle für Antisemitismus München
Kursnummer
A-1Kosten
Wir bitten um Spenden an die Ukraine-Hilfe der Caritas Regensburg: Unter dem Stichwort "Ukraine" Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V. Liga Bank Regensburg IBAN: DE94 7509 0300 0000 0007 60 Swift-BIC: GENODEF1M05Anmeldung
www.keb-regensburg-stadt.de oder E-Mail: info@keb-regensburg-stadt.deÄhnliche Veranstaltungen
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