TEILHABE – 12.04.2017
Meine Thesen zum Thema Teilhabe:
Die Reformation war auch ein emanzipatorischer Prozess, in dem die Forderung nach Bildung in den Vordergrund rückte, mit dem Ziel einer persönlichen religiösen Urteilsfähigkeit aller Menschen. Luther wollte durch Einfachheit und Verständlichkeit der Bibelübersetzung individuelle Auseinandersetzung erreichen. Mit der Erfindung des Buchdrucks fanden Flugblätter und Ideen Verbreitung und ermöglichten Teilhabe.
500 Jahre später, maximale Verfügbarkeit der Informationen durch das Internet. Dennoch leben wir in einer Zeit, in der aktuell nicht immer emanzipatorisches Denken, sondern eine gefährlichen Popularität der Vereinfachung vorherrschend ist. Vermeintlich leichte Lösungen werden präsentiert, die auf Ängsten aufbauen und die immer über Abgrenzung statt Teilhabe aller funktionieren.
Wer soll denn alles nicht nur Teil „haben“ an der Gesellschaft, sondern tatsächlich Teil „sein“? Die Selbstbezeichnung geflüchteter AktivistInnen als „Non-Citizens“ stellt gerade das heraus: die fehlende Möglichkeit zur Partizipation durch Residenzflichten, Arbeitsverbote, letztlich durch Abschiebungen. Bei dem Thema Migration konkretisiert sich die Bereitschaft unserer Gesellschaft, ob die Forderung nach Teilhabe nur eine abstrakte Vorstellung ist oder konseqent zu Ende gedacht werden soll.
4 Thesen zur Teilhabe:
- Teilhabe darf kein Aufruf – „Habt teil, integriert euch“ – sein, der nur eine Forderung an andere impliziert, sondern sie muss bei jedem einzelnen selbst beginnen.
- Teilhabe erreichen wir nur durch Entgrenzung: durch ein Einreißen von Grenzen in den Köpfen und der realen Grenzen.
- Angstfrei für das Richtige einzustehen, ist ein Leitsatz, den wir aus der Reformation für uns übernehmen können.
- Wir brauchen auch heute eine Reformation, im Sinne einer Erneuerung und Wiederherstellung demokratischer Kultur, die sich gegen Ausgrenzung und auf Teilhabe richtet.